Forschung an den Fachhochschulen
Autorin/Autor: Walter Schmid
Akademievortrag von Prof. Dr. Walter Schmid (2)
Einleitung
Seit rund fünfzehn Jahren bauen die Fachhochschulen den Bereich der angewandten Forschung und Entwicklung auf und aus. Sie folgen damit einem gesetzlichen Auftrag, der den Fachhochschulen als so genannter vierfacher Leistungsauftrag erteilt wurde und von ihnen insbesondere auch eine Forschungs- und Entwicklungstätigkeit verlangt (3). Als Orientierungsrahmen nannte der Bund im Masterplan 2008 bis 2011 eine quantitative Zielvorgabe: Das Forschungsvolumen sollte rund 20 Prozent des Umsatzes betragen. Die Entwicklungen der jüngsten Zeit wurden in verschiedenen Berichten, teils begleitet von Empfehlungen, auf die sich die Ausführungen im Folgenden stützen werden nachgezeichnet. Es sind dies insbesondere die Empfehlungen und Grundsätze der Rektorenkonferenz der Fachhochschulen der Schweiz (4) sowie der umfassende Bericht über die Forschung an den Fachhochschulen aus dem Jahre 2012. Von besonderem Interesse ist hier auch die jüngst erstellte externe Peer Review zur Forschung und Entwicklung, welche die Hochschule Luzern 20125 durchgeführt hat (5).
Dieser Beitrag verfolgt den Zweck, den aktuellen Diskurs in den Fachhochschulen darzulegen, die Herausforderungen und Dilemmata sichtbar zu machen (Kapitel 2) und Entwicklungsperspektiven (Kapitel 4) sowie Handlungsoptionen aufzuzeigen. Dabei stellt sich die Frage, inwieweit das bislang gängige, immer noch postulierte Paradigma der Gleichwertigkeit aber Andersartigkeit taugt, um eine Unterscheidung zwischen der Forschung an universitären Bildungsstätten und Fachhochschulen vorzunehmen, oder ob sich nicht vielmehr eine Angleichung der Verhältnisse abzeichnet. Welche Positionierungsfragen sich angesichts dieser Herausforderungen und Spannungsfelder konkret stellen, soll am Beispiel einer umfassenden externen Peer Review, wie sie in der Schweiz erstmalig an der Hochschule Luzern durchgeführt wurde, aufgezeigt werden (Kapitel 3). Das Fallbeispiel zeigt zudem, welche Entwicklungsoptionen sich einer Hochschulleitung eröffnen und welche Grenzen gesetzt sind.
Herausforderungen und Spannungsfelder
In den genannten Berichten ist nachzulesen, dass die Forschung an den Fachhochschulen strukturellen Problemen ausgesetzt ist. Ihr Leistungsauftrag verlangt eine klare Praxisorientierung, gleichzeitig aber auch Anschlussfähigkeit an die scientific communities, die nach anderen Spielregeln funktionieren. Gleichzeitig erfolgt die Forschungsfinanzierung nicht nach Kriterien, welche auf die Spezifica der Forschung Rücksicht nehmen. Aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte verfügen sie auch noch nicht über einen Mittelbau, wie ihn Universitäten kennen. Damit sind einige der Elemente genannt, die zum Schluss führen könnten: Die Fachhochschulen haben einen Auftrag, den sie unter den gegebenen Rahmenbedingungen gar nicht erfüllen können. Was ist die Konsequenz? Soll der Auftrag verändert werden? Oder die Rahmenbedingungen? Oder ist unter den herrschenden politischen Verhältnissen nicht einfach eine ’muddling through- Strategie‘ angesagt, die in pragmatischer Weise über die Runden hilft? Im Folgenden sollen typische Herausforderungen der F+E an FH skizziert werden.
Herausforderung 1: Wissenschaftsorientierung vs. Praxisorientierung
Universitäre Hochschulen verfügen im Gegensatz zu den Fachhochschulen über eine lange Forschungstradition. Sie ist klar wissenschaftsorientiert. Sie verfügt über etablierte Standards. Der Anschluss an die scientific community ist selbstverständlich. Sie orientiert sich an den Vorgaben der nationalen und internationalen Forschungsförderung. Ressourcen für Forschung sind in jeder Professur inhärent. Auftragsforschung gehört nicht zu ihrem Kerngeschäft und Kunden nicht zu den Stakeholdern. Bei den Fachhochschulen gibt es keine oder keine einheitliche Forschungstradition. Je nach Fachbereich unterscheiden sie sich erheblich. Entsprechend ist der Diskurs über Forschung innerhalb der Fachhochschulen von unterschiedlichen Erwartungen und Positionen geprägt. Vorherrschend ist allerdings die Praxisorientierung. So wollen es die Politik und die Träger. Fachhochschulen sind auf Unternehmen ausgerichtet, auf KMUs, regionale und nationale Märkte, auf Verwaltungen und NGO’s, auf die Zivilgesellschaft oder die Kunstszene, auf Auftraggeber und Drittfinanzierer. Diese idealtypischen Ausprägungen haben Einfluss auf das Verständnis von Forschung, auf die Forschungstätigkeit und auf Abhängigkeiten von Förderinstitutionen oder Kunden. Sie haben die bisherige Entwicklung stark geprägt. Für die Fachhochschulen ist der enge Austausch mit Praxispartnern von vitaler Bedeutung.
Doch wird die Differenzierung in dieser ausgeprägten Form in Zukunft noch stattfinden? Vieles deutet auf eine Konvergenz hin. Die Unterscheidung zwischen Grundlagenforschung und anwendungsorientierter Forschung lässt sich nicht immer vornehmen, denn Wissensgenerierung erfolgt oft zirkulär, indem Grundlagenwissen zu Praxislösungen führt und umgekehrt Praxiserfahrungen Anstösse für die Grundlagenforschung sind. Zudem gibt es die bereits genannten erheblichen Unterschiede zwischen den Disziplinen. Kommt hinzu, dass auch universitäre Hochschulen in zunehmendem Masse auf Drittmittel angewiesen sein werden und sich deshalb auf den Marktplatz begeben werden.
Herausforderung 2: Angewandte Forschung – Grundlagenforschung – anwendungsorientierte Grundlagenforschung
Mit der neuen Begrifflichkeit der anwendungsorientierten Grundlagenforschung hat der Schweizerische Nationalfonds eine terminologische Ausdifferenzierung vorgenommen und einen Hybrid zwischen den beiden Polen der Grundlagenforschung und der anwendungsorientierten Forschung gebildet (6).
Wie sinnvoll diese helvetische Erfindung ist, wird unterschiedlich beurteilt. Sicher öffnet sie ein Einfallstor für die universitären Hochschulen in die Praxis und ein Zugangstor der Fachhochschulen zu den Fördertöpfen der Forschung.
Für die Fachhochschulen ergibt sich mit der neuen Begrifflichkeit die Chance, enger an das Wissenschaftssystem heranzurücken. Mit dem Brückenschlag zur Grundlagenforschung eröffnen sich Perspektiven, auch leichteren Zugang zur scientific community zu finden, insbesondere auch über Kooperationsprojekte. Andererseits könnte die neue Kategorie auch den Verdrängungswettbewerb in der Praxis anheizen, wenn sich universitäre Hochschulen bei der Einwerbung von Drittmitteln vermehrt in die Jagdgründe der Fachhochschulen vorwagen. Die Fachhochschulen jedenfalls sind gefordert, ihre Forschungsstrategien entlang der neuen Kategorien, die vorläufig noch wenig präzise definiert sind, zu überprüfen und zu adjustieren.
Zu welchen Dilemmata dies führen kann, lässt sich am Beispiel der Hochschule Luzern aufzeigen. Sie hat sich in der Vergangenheit mehrheitlich der anwendungsorientierten Forschung verschrieben. Die Ausrichtung auf drittfinanzierte Forschung hat einzelnen Fachbereichen ein grosses Wachstum ermöglicht. So konnte etwa in der Sozialen Arbeit das Volumen innert sechs Jahren verdreifacht werden. Doch sind Volumen und Drittmittel schon Erfolg? Die starke Anwendungsorientierung verschafft zwar Reputation in der Praxis, Zugang zur regionalen Wirtschaft, zu Unternehmungen, zu regionalen und nationalen Institutionen, und verhilft zur Akzeptanz in der Politik, welche den Leistungsauftrag der Forschung an Fachhochschulen trotz gesetzlicher Verankerung bislang nur halbherzig unterstützt; doch Reputation in der scientific community verschafft diese Ausrichtung wenig. Die Möglichkeiten, an die Fördertöpfe der Forschung zu gelangen, werden durch eine ausgeprägte Praxisorientierung eher beeinträchtigt. Soll sich die Hochschule nun auf eine Forschung ohne Kunden einlassen, womit sich die Forschungstätigkeit und das Forschungsvolumen verringern würden, zum Preis einer besseren Anschlussfähigkeit an die Wissenschaft oder soll sie am Profil der Anwendungsorientierung festhalten mit guten Perspektiven zur Expansion? Damit wäre ein erstes Dilemma benannt.
Herausforderung 3: Ökonomie der Forschung
Die Finanzen sind schon angesprochen worden. Auch die Forschung ist einer Ökonomie unterworfen, die massgeblich Einfluss auf ihre Ausgestaltung hat. Universitäre Hochschulen finanzieren ihre Forschung im Wesentlichen über ihre Trägerschaften und Mittel der Forschungsförderung. Das gibt ihnen die Möglichkeit, Grundlagenforschung zu betreiben und gewährt ihnen die Forschungsfreiheit. Die Begrenzung der nationalen Forschungsmittel führt allerdings zu einem verschärften Wettbewerb und zwingt die universitären Hochschulen, sich zunehmend an Europäischen Forschungsvorhaben zu beteiligen und selber Drittmittel einzuwerben. Die Fachhochschulen wiederum finanzieren sich zu gut 40 Prozent über Drittmittel. Diese Drittmittel sind für ihre Entwicklungsmöglichkeiten zentral. Gleichzeitig schränkt die Auftragsforschung die Forschungsfreiheit und die Wahl der Forschungsthemen faktisch ein. Ist die Forschung zu einem guten Teil Drittmittel getrieben, so besteht die Gefahr, dass nur noch dort geforscht wird, wo ein ökonomisches Interesse vorliegt. Dies wiederum zieht nach sich, dass Wissensgenerierung nur mehr sehr einseitig in einzelnen Bereichen erfolgt und zur Mainstreamforschung verkommt.
Herausforderung 4: Profilierung und Schwerpunktbildung
Um im Forschungswettbewerb bestehen zu können, braucht es nach gängiger Meinung Profil und Qualität. Dies sei hier nicht in Frage gestellt, doch um die Frage ergänzt, inwieweit Beziehungsnetze zur Erschliessung von Finanzquellen zusätzlich ein zentraler Faktor im Wettbewerb sind. Unbestritten ist jedoch, dass eine kritische Grösse ein wichtiges Erfolgskriterium darstellt. Profilierung und Schwerpunktbildung sind auch an Fachhochschulen ein wichtiges, aber auch schwieriges Thema. Es geht dabei ans Eingemachte. Welche Forscher und Forscherinnen können sich in welchen Themenbereichen entwickeln? Welche Institute haben eine Existenzberechtigung und welche nicht? Dabei geht es um Macht, Einfluss und Ausgrenzungen.
Ausgehend von idealtypischen Forscherpersönlichkeiten müssten das Interesse an der Fragestellung, die Neugierde am Unbekannten und der Wille zur Wissensgenerierung den Weg zu den Schwerpunkten vorzeichnen. An Fachhochschulen, die über starke Führungsstrukturen verfügen, besteht hingegen eine Tendenz, Schwerpunkte und Profil in einem Top Down Prozess strategisch festzulegen. Eine inhaltliche Festlegung durch die Führung birgt jedoch verschiedene Gefahren in sich. Zum einen kann die Festlegung vorbei an den Interessen der Forschenden zu einer Demotivation guter Forschenden und deren Abgang führen. Zum andern kann sie leicht auch am Markt vorbei vorgenommen werden und damit die ökonomische Basis der Forschungstätigkeit schmälern.
Fachhochschulleitungen sehen sich deshalb vor dem Dilemma, bestandene und bewährte Forschungstätigkeiten im Interesse der Schwerpunktbildung aufgeben zu müssen ohne zu wissen, ob das neu geschärfte Profil tatsächlich zum Erfolg führen wird. So ist zu beobachten, dass die Bildung von Forschungsschwerpunkten und die Benennung von Forschungsfeldern nicht selten nur vordergründig eine wirkliche Konzentration auf wenige kohärente Themen ist. In Tat und Wahrheit geht es darum, die bisherige erfolgreiche Forschung zu bestätigen und mit einem semantischen Überbau zu überdachen.
Herausforderung 5: Personelle Ressourcen
Eine wissenschaftliche Karriere führt auch fünfzehn Jahre nach der Schaffung von Fachhochschulen immer noch über eine Universität oder die ETH. Dort winkt die Aussicht auf eine Professur. Daran hat sich wenig geändert. Das damit verbundene Renommee und die Möglichkeiten, mit einem eigenen Institut Forschung zu betreiben, bleibt für Fachhochschulen bislang unerreicht. Doch die Konkurrenz ist gross, und grosse Teile des akademischen Mittelbaus scheiden in diesem harten Selektionsprozess aus. Gleichwohl können Universitäten und die ETH für die Forschung auf einen starken Mittelbau zählen. Das Promotionsrecht, das den Fachhochschulen nicht zusteht, spielt dabei eine wichtige Rolle. Der Forschungsbetrieb und die Forschungsförderung orientieren sich an klaren, eingespielten Rollen, wie sie in den universitären Hochschulen ausgeprägt sind.
Nicht so an den Fachhochschulen. Sie kennen zwar den Professorentitel, nicht aber Professuren, die bezüglich Einfluss und Prestige mit jenen der universitären Hochschulen vergleichbar wären. Universitäre Professuren gleichen bisweilen kleineren Königreichen und entsprechend aufwändig sind auch die Berufungsverfahren ausgestaltet. An den Fachhochschulen ist das nicht so. Sie verfügen heute weder über Professuren dieser Art noch über einen vergleichbaren Mittelbau; sie sind allerdings daran, diesen aufzubauen. Es gibt jedoch noch kein einheitliches Rollenbild für den Mittelbau an Fachhochschulen. Dieses wiederum variiert sehr stark je nach Fachbereich. Die Rahmenbedingungen für den Aufbau des Mittelbaus sind eher ungünstig, weil kein klarer Karriereweg angeboten werden kann. Die Entlohnung der Assistierenden ist zwar vergleichsweise gut, doch die beruflichen Perspektiven im Wissenschaftsbetrieb eher beschränkt. Für viele Angehörige des Mittelbaus ist daher mittelfristig nicht die Forschung die Zukunft, sondern der Weg in eine praxisorientierte Tätigkeit.
Wegen der Ausrichtung auf die Anwendungsorientierung ist die Forschung an Fachhochschulen meistens auf eher kurzfristige Projekte ausgerichtet. Dies erschwert es ihnen, sich über eine lange Zeitspanne mit einem Thema zu befassen. Nur selten sind Auftraggeber bereit, Untersuchungen über mehrere Jahre verbindlich zu finanzieren. Dies hat zur Folge, dass die Arbeitsplanung gerade auch für den Mittelbau von zahlreichen Unwägbarkeiten geprägt ist und die Akquisition und Mittelbeschaffung einen wichtigen Stellenwert im Alltag der Forschenden einnimmt. Die kritische Masse, die für renommierte, qualitativ hochstehende Forschung erforderlich ist, lässt sich mangels langfristiger Projekte nicht leicht aufbauen.
Herausforderung 6: Qualitätskriterien
Wissenschaft und Praxis stellen teils unterschiedliche Qualitätsanforderungen. Ohne an dieser Stelle auf das weite Feld der Qualitätsstandard für die Forschung eingehen zu wollen, stellt sich die Frage für Fachhochschulen, welches die für sie relevanten Qualitätsstandards sein sollen, an denen ihre anwendungsorientierte Forschung zu messen ist. Für die wissenschaftsorientierte Forschung ist dies relativ klar: Sie orientiert sich bei der Erfolgsmessung an der scientific community, an den Peers. Publikationen in peer reviewten Fachzeitschriften, Zugang zu Forschungsgeldern, Häufigkeit der Zitate und Einladungen zu Kongressen sind wichtige Indikatoren. Die anwendungsorientierte Forschung hingegen misst ihren Erfolg an ökonomischen Kriterien oder der Zufriedenheit der Kunden. Für die einerseits der wissenschaftlichen Reputation verpflichteten Fachhochschulen, deren Forschung aber andererseits vom ökonomischen Erfolg abhängig ist, ergibt sich daraus für die Qualitätsmessung ein Spannungsfeld von erheblicher Sprengkraft.
Für ein Departement kann das konkret bedeuten, sich der Wissenschaftsorientierung und ihren Standards zu verschreiben, dann aber Forschung unter Verzicht auf Drittmittel mit einem erheblich geringeren Budget zu betreiben, oder aber einen Expansionskurs zu fahren, wobei der Erfolg am Anwendungsbezug und dem Auftragsvolumen festgemacht wird. Wie soll in diesem Spannungsfeld die Qualitätsmessung erfolgen? Nur bedingt lassen sich hier überzeugende Lösungen finden. Um die Quadratur des Kreises aufzulockern, unterscheidet beispielsweise die Hochschule Luzern – Soziale Arbeit zwischen einer Strukturqualität, bei der es um personelle Ressourcen, finanzielle Mittel und die Stellung der Forschung im Gesamtbetrieb geht, einer Prozessqualität und einer Ergebnisqualität, wo es um die Reputation in der Praxis, in der Wissenschaft und um die Wirkungen auf die Lehre, die Vernetzungen und Kooperationen geht. Für die Reputation in der Praxis kann eine Publikation in einem weitverbreiteten Verbandsorgan wichtiger sein als in einer renommierten Fachzeitschrift, kann die Mitgliedschaft in einem Fachgremium ebenso viel zählen wie Zitationen oder der Erfolg bei calls of papers. Auch Folgeaufträge sind eine nicht unerhebliche Messgrösse, bergen aber die Gefahr in sich, die Forschungsergebnisse so zu präsentieren, dass sie bei den Auf- traggebern zumindest kein Missfallen erregen.
Urs Kiener et.al. (2012) kommen denn auch zum Schluss, dass es für die Forschung an Fachhochschulen kaum ein verbindliches Kriterienset geben könne, wie das bisweilen gefordert wird (7). Dabei ist klar, dass die Fachhochschulen in der Forschung noch eine viel zu kleine Rolle spielen, als dass sie in der Lage wären, die Spielregeln in der Forschung zu bestimmen. Die Qualitätskriterien in der Forschung werden von den scientific communities und den Forschungsförderungsagenturen festgelegt. Soweit die Fachhochschulen den Anschluss an die wissenschaftliche Forschung suchen, müssen sie sich diesen fügen. Sie sehen sich deshalb gezwungen, den Qualitätskriterien der Wissenschaftsforschung zu genügen, dabei aber die ökonomische Basis ihrer Forschung nicht zu gefährden.
Herausforderung 7: Governance und Forschungsmanagement
Fachhochschulen und universitäre Hochschulen unterscheiden sich auch in der Governance. Als junge Bildungsinstitutionen, die aus den Höheren Fachschulen herausgewachsen und später zu sieben öffentlich-rechtlichen Einrichtungen zusammengeführt worden sind, verfügen Fachhochschulen über ein relativ stringentes Management und eine Struktur, welche Top Down Prozesse leichter umsetzen lässt. Auch in der Forschung. Demgegenüber haben universitäre Einrichtungen mehr Autonomie und Freiräume. Es ist schwer vorstellbar, dass ein Rektor einem universitären Institut Vorgaben machen könnte, in welchen Bereichen zu forschen sei. Auch an Fachhochschulen ist dies nicht ohne weiteres möglich, doch mittels strategischen Zielsetzungen und Anreizen bei der Mittelallokation lässt sich eine wirksamere Steuerung vornehmen. Entsprechend besteht die Versuchung, durch strategische und operative Vorgaben die Forschungstätigkeit zu steuern.
Dabei gilt es zu bedenken, dass Forschung ein kreativer Prozess ist, der nur in beschränktem Masse Steuerung erträgt. Forschende und Forscherteams brauchen Freiräume, um erfolgreich zu sein. Allzu viele Vorgaben lassen die Innovationskräfte und die Motivation erlahmen. Eine reine Top Down Steuerung ist deshalb undenkbar. Es muss sich deshalb jede Führungskraft fragen, wie viel Steuerung der Forschung überhaupt zuträglich und erforderlich ist. Die Dilemmata sind bereits angesprochen worden: Soll die Forschung Markt getrieben sein? Auftragsforschung ermöglicht Expansion und Volumen. Soll sie dort entwickelt werden, wo Mainstreamthemen bearbeitet werden, womit sich in der Öffentlichkeit Aufsehen und Anerkennung gewinnen lässt? Soll die Steuerung hin zu einer wissenschaftsorientierten Forschung in unbekanntem Gelände erfolgen? Hier sind die Mittel eher beschränkt und es besteht die Gefahr, dass Fehleinschätzungen vorgenommen werden und dass die Forschungstätigkeit in eine Richtung gesteuert wird, die sich als wenig ergiebig erweist. Zudem bringt jede Steuerung Einschränkungen der Freiräume mit sich, sei dies über administrative Regulierungen oder eine anreizgesteuerte Mittelallokation.
Herausforderung 8: Kooperationen und Konkurrenz
Wissenschaft und Forschung stehen heute in einem sich verschärfenden Wettbewerb. Wie können sich Fachhochschulen dieser Konkurrenz stellen? Wo sind Kooperationen angesagt? Nachdem spezielle Förderprogramme wie DORE ausgelaufen sind, treten Fachhochschulen und universitäre Hochschulen, schärfer als bislang, als Konkurrenten um die Forschungsmittel auf. Trotz gewissen Anstrengungen, Fachhochschulen den Zugang zu erleichtern, haben diese generell noch die schlechteren Karten. Das gilt insbesondere für die Forschungsmittel der Europäischen Union. Während Fachhochschulen ihren Platz in der Forschungslandschaft immer noch suchen, treten universitäre Hochschulen verstärkt auf dem Markt der anwendungsorientierten Forschung auf. Der auf ihnen lastende Druck, vermehrt Eigenmittel einzuwerben, wird spürbar. Daraus entsteht zumindest in den Disziplinen, in denen sowohl an Fachhochschulen als auch an universitären Hochschulen geforscht wird, eine neue Konkurrenzsituation in einem Feld der Auftragsforschung. Das gilt besonders auch für die interdisziplinäre Forschung, die an Bedeutung gewinnt. Die aktuelle Entwicklung muss langfristig zu einer Konvergenz der beiden Hochschultypen führen, wenn Fachhochschulen sich vermehrt der wissenschaftsorientierten Forschung verschreiben und universitäre Hochschulen sich der anwendungsorientierten Forschung zuwenden und sich so die unterschiedlichen Profile abschleifen.
Eröffnen sich damit nicht auch Chancen der Kooperation? In der Tat werden Forschungsprojekte vermehrt in Partnerschaften realisiert. Grosse Ausschreibungen sind oft nur noch von Konsortien zu gewinnen. Keine untergeordnete Rolle spielen dabei auch private Forschungs- und Entwicklungsunternehmen, die heute einen grossen Anteil der Auftragsforschung leisten und wichtige Konkurrenten der Fachhochschulen sind. Insgesamt steckt die Kooperation zwischen Fachhochschulen und universitären Hochschulen noch in den Kinderschuhen. Die Berührungsängste, insbesondere diejenigen der Universitäten, sind gross. Manche scheuen die Zusammenarbeit, weil sie einen Reputati- onsschaden befürchten, wenn sie mit Fachhochschulen kooperieren, deren anwendungsorientierte Forschung nach wie vor als eher minderwertig betrachtet wird. In der Tat können Fachhochschulen erst in Teilbereichen mit den Qualitätsstandards, wie sie das traditionelle Wissenschaftssystem vorgibt, mithalten. Umgekehrt vermögen sie den Qualitätsanforderungen der Praxis eher zu genügen, was für die universitären Hochschulen von Interesse sein müsste.
Insgesamt ist das Potential der Kooperationen noch lange nicht ausgeschöpft. Die schon angesprochenen unterschiedlichen Rahmenbedingungen für Forschende und die Forschungsfinanzierung erschweren die Kooperation allerdings auch dort, wo sie angestrebt wird. Der Bildung integrierter Forschungsteams stehen mancherlei Hürden im Weg. Solange zudem die Fragen rund um den 3. Zyklus nicht geklärt, die Rollen der verschiede- nen Akteure nicht definiert und die Spielregeln festgelegt sind, gestalten sich Kooperationen als aufwändig.
Externer Peer Review der Hochschule Luzern – Ein Fallbeispiel
Das vorliegende Fallbeispiel illustriert den Versuch einer Fachhochschule, ihre Forschungsstrategie im Geflecht der Herausforderungen und Spannungsfelder einer Prüfung zu unterziehen und sich zu orientieren. Als erste Fachhochschule der Schweiz hat sich die Hochschule Luzern im vergangenen Jahr entschlossen, eine umfassende Evaluation ihrer Forschungstätigkeit vorzunehmen. Nach einer Aufbauphase der Forschung wollte sie die bisherigen Instrumente der Qualitätsentwicklung und der Qualitätssicherung überprüfen. Da für Fachhochschulen anerkannte Modelle der Evaluation bisher fehlten, begab sich die Hochschule Luzern damit auf Neuland. Die Evaluationsergebnisse veranschaulichen am Beispiel Luzern einige der dargelegten Herausforderungen für Fachhochschulen und seien deshalb nachfolgend kurz aufgezeigt. Für die Evaluation wurde die Form der externen Peer Review gewählt.
Ziele
Mit der Evaluation verfolgte die Hochschule Luzern im Wesentlichen folgende im Evaluationskonzept (8) festgehaltenen Ziele:
- Die Evaluation dient der strategiebasierten Beurteilung der Forschung und Entwicklung. Die Evaluation unterstützt die Fachbereiche bei ihrer Erfolgskontrolle sowie der strategiebasierten Umsetzung und Weiterentwicklung ihres Forschungs- und Entwicklungsprofils. Die Ergebnisse der Evaluation unterstützen die Departemente (9) bei der eigenverantwortlichen Planung und Durchführung von Massnahmen zur internen Qualitätsentwicklung und -sicherung. Die Evaluation liefert schliesslich validere und fundiertere Informationen über die Qualität der erbrachten Leistungen in der Forschung und Entwicklung, als dies mit der Auswertung von Drittmittelstatistiken bzw. dem Eigenfinanzierungsgrad und anderer quantitativer Indikatoren möglich ist.
Vorgehen
Die Evaluation wurde in einem zweistufigen Verfahren durchgeführt. Zunächst wurde eine Selbstevaluation der Departemente vorgenommen, woran sich eine Begutachtung durch eine externe Expertenkommission anschloss. Im Einzelnen erfolgte sie in folgenden fünf Schritten:
- Erstellung eines Berichts der zentralen Dienste und des Stabs Forschung und Entwicklung, der die vorhandenen Daten und Unterlagen zur Verfügung stellte.
- Selbstevaluationen der Departemente, die umfassend Auskunft über die Forschungstätigkeit, ihre Stärken und Schwächen, die Strategie und Entwicklungsperspektiven gaben.
- Vor-Ort-Gespräch einer nach Fachbereichen teils unterschiedlich zusammengesetzten Expertenkommission mit den Führungsverantwortlichen und Forschenden
- Auswertende Konferenz der Expertenkommission
- Evaluationsbericht mit Empfehlungen
Die Evaluation zeichnete sich durch eine hohe Bereitschaft aller Beteiligten zur Offenheit und Transparenz aus. Der Schlussbericht (10) selber wurde ohne vorherige Stellungnahmen der betroffenen Departemente und die sonst üblichen Absicherungen und Rücksichtnahmen verfasst und vermittelt sehr direkt und offen die Einschätzungen der Expertinnen und Experten. Von derselben Offenheit und Transparenz zeugt auch die Entscheidung der Hochschulleitung, den Schlussbericht integral aufs Intranet zu stellen und damit allen Mitarbeitenden der Hochschule Luzern zugänglich zu machen.
Ergebnisse
Der Schlussbericht fasst die Resultate der Evaluation für die Gesamthochschule zusammen und befasst sich mit jedem einzelnen Departement. Er äussert sich insbesondere zur Relevanz und Angemessenheit der Forschung, analysiert die Forschungsergebnisse der einzelnen Forschungseinheiten, macht Aussagen zur Personalentwicklung, zur Organisation und Steuerung und äussert sich schliesslich zu den Perspektiven. Dabei wird deutlich, dass sich die Leistungen, Problemstellungen und Potentiale zwischen den verschiedenen Fachbereichen sehr unterschied- lich ausnehmen. Deshalb bleibt es schwierig, allgemeine Aus- sagen zur Forschung und Entwicklung an Fachhochschulen zu machen. Immerhin nennt der Schlussbericht einige Problemfel- der für die Forschung, die über die Hochschule Luzern hinaus von Relevanz sein dürften.
- Der Bericht stellt fest, dass die scharfe, administrativ verstärkte Trennung von Lehre als herkömmlichem Leistungsfeld und Forschung als neuem Leistungsfeld ein grundsätzliches Problem darstelle. Im Weiteren weisen die Departemente sehr grosse Unterschiede bei der Mittelallokation im weiten Feld zwischen Grundlagenforschung, anwendungsorientierter Grundlagenforschung, anwendungsorientierter Forschung, Entwicklung und Dienstleistungen auf. Die Gutachter beobachten eine starke Zersplitterung der für die Forschung einsetzbaren Personalressourcen, so dass bisweilen Forschung in Kleinstpensen betrieben werde. Neu rekrutierte Mitarbeitende verfügen zwar zunehmend über einen akademischen Bildungshintergrund sowie über eigene Forschungserfahrung (Doktorat), doch fehle es einem Grossteil des angestammten Lehrpersonals an entsprechenden Erfahrungen. Ein spannungsgeladenes Verhältnis wird konstatiert zwischen einer steuerungspolitisch wünschbaren Kostenwahrheit und der geringen betriebswirtschaftlichen Reportingtauglichkeit der Forschung.
- Schliesslich wird die Beschaffung von Drittmitteln für wissenschaftliche Projekte als grosse Herausforderung für die Fachhochschule beschrieben.
Empfehlungen
Die Peer Review schliesst mit Empfehlungen an die Hochschule Luzern und die einzelnen Departemente. Wenig erstaunlich fallen auch diese für die einzelnen Fachbereiche sehr unterschiedlich aus. Zu verschieden sind die Themen der Forschung, die Märkte in denen sie sich bewegen und die Entwicklungsgeschichte.
Die Kommission stellt zunächst eine für die Forschung in mehrerer Hinsicht nachteilige Überstrukturierung und Übersteuerung fest. Die Zersplitterung und Segmentierung der Forschung in Kleinsteinheiten und Kleinstpensen verbunden mit einer Vielzahl von strategischen Steuerungsebenen und einem elaborierten Controlling erschwere die Forschung. Die Steuerung sei zudem grossmehrheitlich mechanistisch, orientiere sich an Indikatoren und Formeln, wobei Finanzkennzahlen, insbesondere der Drittmittelbeschaffung hohes Gewicht zukomme. Die starke Konzentration auf Kostendeckung und Rentabilität sei der Forschungsentwicklung nicht förderlich. Vermehrte, diskretionäre, an Inhalten und Potenzialen orientierte Entscheide auf allen Stufen wären nötig. Der Bericht plädiert für mehr Spiel- und Freiräume in der Forschung.
Interessant sind auch die Bemerkungen zur Konkurrenz. Der Wettbewerb um die besten Ideen und Verfahren sei durchaus gesund, soweit sie mit den genuinen Zielen der Wissensgenerie- rung zu tun hat. Wenig stimulierend sei hingegen eine Konkurrenz zwischen einzelnen Forschenden und Forschungseinheiten, die sich allein aus der Logik der Ressourcenzuteilung innerhalb des Unternehmens herleite.
Empfohlen wird u.a. auch, in der Forschung vermehrt auf Neues und damit definitionsgemäss Riskantes zu setzen, um Innovation zu fördern und nicht einfach das bisher Erfolgreiche fortzuschreiben. Zu fördern sei eine Wissenschaftskultur, die über Ziele, Standards und Kriterien der Forschung reflektiert und sich am nationalen wie internationalen Diskurs beteiligt. Dabei geht es darum, die am akademischen System orientierte Forschung sowie die angewandte Grundlagenforschung auszubauen.
Entwicklungsperspektiven
Nach fünfzehn Jahren Aufbauarbeit lässt sich feststellen, dass die Fachhochschulen ihren Platz in der Hochschullandschaft erfolgreich eingenommen haben. Man spricht oft von einer Erfolgsgeschichte. Was die Forschung angeht, gilt dies nur bedingt. Es bestehen nach wie vor zahlreiche Unklarheiten und Unsicherheiten. Die Anforderungen und Ansprüche, namentlich auch die Erwartungen von Politik und Wirtschaft an die Forschung an Fachhochschulen sind oft widersprüchlich. Der Versuch, mit der anwendungsorientierten Forschung und Entwicklung einen andersartigen Forschungstypus zu etablieren, ist nur teilweise gelungen. Sie gleicht vielmehr einem Hybrid, der sich mit der wissenschaftsorientierten Forschung schwer tut, aber auch Schwierigkeiten bekundet, sich von den Dienstleistungen abzugrenzen. Ob die neue Terminologie der anwendungsorien- tierten Grundlagenforschung hier einen Ausweg bietet?
Die Rahmenbedingungen setzen keine klaren Signale. Die För- deragenturen der Forschung, namentlich der Nationalfonds und die Europäischen Fördertöpfe sind weiterhin auf die traditionelle akademische Forschung ausgerichtet. Das Promotionsrecht für Fachhochschulen wird noch längere Zeit umstritten sein. Die Fachhochschulen können Forschenden heute keinen klaren Karriereweg bieten. Personalförderung bleibt so eine äusserst individualistische Angelegenheit und gleicht der Suche des glücklichen Ausgangs in einem Labyrinth. Die Frage nach den Zukunftsperspektiven bleibt bis auf weiteres unbeantwortet.
Die Forschung an den Fachhochschulen hat allerdings mit ihrer Praxisorientierung einen Trumpf in der Hand, den es nicht zu verspielen gilt. Sie verfügen über Praxiswissen und einen guten Zugang zu Praxispartnern. Sie sind stark in den Regionen ver- ankert und in der Lage, praxisorientierte Forschungsfragestellungen innert nützlicher Frist zu lösen. Solange sich die finan- ziellen Vorgaben nicht wesentlich verändern, wird die ökono- mische Basis ihrer Forschung die Entwicklung in Richtung Anwendungsorientierung steuern. Offen ist, inwieweit es ihnen gelingt, sich zur wissenschaftsorientierten Forschung hin zu öffnen.
Gleichwohl weist vieles darauf hin, dass sich die klare Ausdif- ferenzierung der beiden Hochschultypen auch hinsichtlich der Forschung verwischen wird. Die Zeichen deuten, wie eingangs erwähnt, auf eine Konvergenz der Systeme. Ein einheitliches Hochschulgesetz wird inskünftig den Rahmen für alle setzen. Die Voraussetzungen für die Forschungsförderung sind diesel- ben. Kurz: Bei allen Ungleichheiten und Andersartigkeiten, die Entwicklung geht in Richtung Annäherung.
Auf dem weiteren Weg erscheint uns ein erstes Gebot darin zu bestehen, die Durchlässigkeit zwischen den beiden Hochschultypen zu erhöhen. Nicht nur bezüglich der Lehre, sondern auch in der Forschung. Kooperationen sind ein wichtiger Anfang und Prüfstein. In diesem Zusammenhang haben kürzlich Karl Weber und René Levy einen interessanten Beitrag publiziert.
«Um den wissenschaftlichen Wettbewerb im Lande zu stärken, die Segmentierung und damit die Abschottung einzelner Forschungsfelder zu begrenzen und gleichzeitig die Qualität der anwendungsorientierten Forschung weiter zu entwickeln, sol- lten die einschlägigen Fachbereiche der Universitäten und Fach- hochschulen gemeinsam praxisrelevante Forschung in neuen, intermediären Instituten betreiben11». Sie stellen sich vor, dass Forschende aus beiden Hochschulen gemeinsam mit einer längeren Zeitperspektive zusammenarbeiten und sich weiter quali- fizieren. Aus den unterschiedlichen Kulturen könnte sich krea- tives Potenzial entwickeln. Grundlagenorientiertes Wissen, so die Autoren, könnte konkret auf seine Praxistauglichkeit getestet und praxisbezogene Forschung auf eine solide wissenschaftliche Fundierung gestellt werden.
Der Gedanke ist bestechend. Unabhängig davon, ob man sich diese intermediären Institute virtuell oder als reelle Orte vorstellt. Allerdings müssten Mitarbeitende solcher Institute, die aus unterschiedlichen Kulturen herkommen, den Bezug zu diesen jeweiligen Kulturen aufrechterhalten können. Nur so lassen sich die Unterschiede erhalten, aus denen das kreative Potenzial geschöpft werden soll. Vorerst aber sind die Fachhoch- schulen noch gefordert, die Forschung in ihren eigenen Gemar- kungen weiter zu entwickeln und mit den Dilemmata zu leben, die ihnen aufgegeben sind. Angesichts der zahlreichen offenen Fragen und widersprüchlichen Anforderungen, ist einstweilen für die weitere Entwicklung der Forschung an Fachhochschulen Pragmatismus angesagt.
Anmerkungen
Dieser Beitrag basiert auf einem Referat, das der Autor am 14. Februar 2013 im Rahmen einer Vorstandssitzung der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften in Bern gehalten hat.
(2) Der Autor ist Direktor der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit. Er ist promovier- ter Jurist. Nach verschiedenen beruflichen Tätigkeiten in der Praxis ist er 2003 zur Fachhochschule Luzern gestossen. Er ist Vorstandsmitglied der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften.
(3) Art. 3, Abs. 3 Fachhochschulgesetz.
(4) Empfehlungen zur Forschung und Entwicklung, Bern, 17. Februar 2003 sowie das Grundsatzpapier zu Forschung & Entwicklung an Fachhochschulen, Bern, 21. Sep- tember 2005, rev. 15. April 2008.
(5) Urs Kiener et.al.: Forschung an den Fachhochschulen 2012, Beschreibungen, Analy- sen, Folgerungen, Winterthur, Lausanne, Uster, Februar
(6) Vgl. Urs Kiener, aa.O, Kapitel 3.5.
(7) Urs Kiener et.al., a.a.O. S. 78
(8) Elena Wilhelm und Gabriela Christen: Peer Review Forschung und Entwicklung, Kon- zept, Hochschule Luzern, 2012, S. 9
(9) Die Hochschule Luzern zählt fünf Departemente. Die Departemente Technik und Architektur sowie Kunst und Design vereinen jeweils zwei Fachbereiche.
(10) David Gugerli (ETH) und Markus Zürcher (SAGW): Peer Review HSLU, Schlussbericht der Kommission, 1. November 2012, unveröffentlicht.
(11) Karl Weber und René Levy, Neue Zürcher Zeitung vom 1. Oktober 2012
Der Autor
Prof. Dr. Walter Schmid erhielt 1979 sein Anwaltspatent, bevor er 1981 seine Dissertation an der Stanford Universität in Kalifornien fertigstellte und 1982 sein Doktorat an der Universität Zürich erfolgreich abschloss.
Seit 2003 ist er Direktor der Hochschule Luzern Soziale Arbeit. Zuvor war er Chef des Amtes für Jugend- und Sozialhilfe der Stadt Zürich, bis er im Jahr 2000 die Leitung des Projektes des Bundes «Goldreserven und Stiftung solidarische Schweiz» übernahm.
Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit betreut Herr Professor Schmid auch einige Mandate. So ist er seit 1999 Präsident der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (SKOS) und seit 2008 Mitglied der Aufsichtskommssion für den Ausgleichs- fonds der Arbeitslosenversicherung sowie Vorstandsmitglied der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaf- ten. Zudem war er lange Zeit Vizepräsident der eidgenössischen Ausländerkommission.
Als Leiter der Hochschule Luzern Soziale Arbeit hat er diverse Beiträge und Referate veröffentlicht. Diese finden Sie im Internet unter http://www.hslu.ch/sozialearbeit/s-oeffentlichkeit-medien/s- referate-ws.htm.
Die Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften: eine Institution im Zentrum eines weitläufigen Netzes
Die Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissen- schaften (SAGW) vereinigt als Dachorganisation rund 60 wis- senschaftliche Fachgesellschaften. Sei es in der Literatur oder der Theologie, in den Kommunikations- oder den politischen Wissenschaften, ihre Mitgliedgesellschaften repräsentieren eine Vielfalt von Disziplinen. Gesamthaft gesehen sind nicht weniger als 30 000 Personen als Mitglied einer Fachgesellschaft mit der SAGW verbunden und bilden somit das grösste Netz in den Geistes- und Sozialwissenschaften unseres Landes.
Forschungsförderung, internationale Zusammenarbeit sowie Förderung des akademischen Nachwuchses – dies sind schon seit ihrer Gründung im Jahre 1946 die Hauptanliegen der SAGW, und in letzter Zeit hat sich ihr Betätigungsfeld noch erweitert. Die Akademie ist eine vom Bund anerkannte Institution zur For- schungsförderung; sie engagiert sich in drei zentralen Bereichen für die Geistes und Sozialwissenschaften:
Vernetzung
Die SAGW dient als Plattform zur Verwirklichung von Gemein- schaftsprojekten sowie für die Verbreitung von Forschungsresultaten innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Auch ihrer Rolle als «Vermittlerin» zwischen den Disziplinen kommt grosse Wichtigkeit zu.
Förderung
Die SAGW stellt einen Grossteil ihres Budgets für die Förde- rung der Aktivitäten der Geistes- und Sozialwissenschaften in unserem Land zur Verfügung. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten verfolgt sie eine Subventionspolitik, in deren Zentrum die Förderung des akademischen Nachwuchses sowie der Frauen in der Forschung steht.
Vermittlung
Die SAGW organisiert regelmässig öffentliche Tagungen sowie- Podiumsgespräche zu aktuellen Themen. Sie hebt damit den Beitrag ihrer Disziplinen zur Analyse wichtiger gesellschaftli- cher Probleme hervor und fördert den Dialog mit Politik und Wirtschaft.
Die SAGW ist Mitglied der Akademien der Wissenschaften Schweiz. Die Akademien der Wissenschaften Schweiz vernet- zen die Wissenschaften regional, national und international. Sie engagieren sich insbesondere in den Bereichen Früherkennung und Ethik und setzen sich ein für den Dialog zwischen Wissen- schaft und Gesellschaft. www.akademien-schweiz.ch
Kontakt
Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften
Hirschengraben 11
Postfach 8160
3001 Bern
Tel. ++41 (0)31 313 14 40
Fax ++41 (0)31 313 14 50
E-Mail: sagw@sagw.ch
Aus der Reihe der Akademievorträge / Dans la série des Conférences de l’Académie
Bisher erschienen/Numéros parus
Linder, Wolf (2000), Licht und Schatten über der direkten Demokratie, Heft I.
von Arburg, Hans Georg (2000), Seelengehäuse – Konsensus im Dissensus? Der Physiognomikstreit zwischen Lavater und Lich- tenberg im Lichte der französischen Psychiatrie des frühen 19. Jahrhunderts, Heft II.
Holderegger, Adrian (2000), Bemerkungen zum «Übereinkom- men über Menschenrechte und Biomedizin’ und zum «Vorent- wurf für ein Bundesgesetz über genetische Untersuchungen beim Menschen’, Heft III.
Holzhey, Helmut (2001), Armut als Herausforderung der Anthropologie. Eine geschichtlich-systematische Besinnung Heft IV.
Ris, Roland (2001), Le gong, le chat, le sphinx: approches de la poésie tardive de Rilke, Heft V.
Engler, Balz (2001), Shakespeare als Denkmal, Heft VI. Marchand, Jean-Jacques (2002), La politologie naissant de l’historiographie: composantes formelles du renouveau d’une science à la Renaissance italienne, Heft VII.
Reinhardt, Volker (2002), Jacob Burckhardt und die Erfindung der Renaissance. Ein Mythos und seine Geschichte Heft VIII.
Haber, Wolfgang (2002), Kulturlandschaft zwischen Bild und Wirklichkeit, Heft IX. (Vergriffen)
Paravicini Bagliani, Agostino (2003), La genèse du sabbat des sorciers et des sorcières, Heft X.
Robiglio, Andrea; Iribarren, Isabel (2004), Aspetti della nozione di «communis doctrina’ all’inizio del XIV secolo and Durandus and Durandellus: The Dispute behind the Promotion of Thomist Authority, with an introduction by Ruedi Imbach Heft XI.
Berthoud, Anne-Claude (2004), Ces obscurs objets du discours Heft XII.
Widmer, Jean-Claude (2005), Warum gibt es manchmal sprach- kulturelle Unterschiede?, Heft XIII.
Bätschmann, Oskar (2006), Ferdinand Hodler: Bilder der Alpen Heft XIV.
Schmid, Beatrice (2006), Ladino (Judenspanisch) – eine Dia- sporasprache Heft XV.
Kollmar-Paulenz, Karénina (2007), Zur Ausdifferenzierung eines autonomen Bereichs Religion in asiatischen Gesellschaf- ten des 17. und 18. Jahrhunderts: Das Beispiel der Mongolen Heft XVI.
Zimmerli, Ulrich (2008), Parlamentarische Oberaufsicht im 21. Jahrhundert, Heft XVII.
de Pury-Gysel, Anne (2008), Die römische Orgel aus Avenches/ Aventicum, Heft XVIII.
Pekarek Doehler, Simona (2010), La parole-en-interaction: lan- gage, cognition et ordre social Heft XIX.
Naef, Silvia (2011), Les arts visuels dans le monde arabe entre globalisation et spécificités locales, Heft XX.
Individuelle Texte sind nicht durch das Diskursverfahren von kontrapunkt gelaufen.